Eine Haartransplantation (FUT‑Streifentechnik oder FUE‑Einzelextraktion) verlagert genetisch dauerhafte Haarwurzeleinheiten („Grafts“) aus dem Donorareal in lichtere Zonen. Sie stoppt nicht den Fortschritt der androgenetischen Alopezie – sie füllt nur bereits kahlen Bereich auf.
Typische Indikationen
Kriterium | Empfehlung | Begründung |
---|---|---|
Alopezie‑Typ | Androgenetische Alopezie (AGA) Stadium II–V (Norwood‑Skala) | Verläufe sind prognostizierbar, Haardichte im Donor meist ausreichend. istanbulhairinstitute.com |
Alter | > 25 J. besser ≥ 30 J. | Vor 25 J. ist der Verlauf oft instabil; frühe OP erhöht Risiko spätere Kahlstellen erneut auffüllen zu müssen. drbonaros.com |
Stabilität des Haarausfalls | min. 12 Mon. kaum Progress trotz Therapie | Erst wenn Finasterid/Minoxidil, ggf. Microneedling oder Low‑Level‑Laser den Verlust gebremst haben, lässt sich das OP‑Design seriös planen. |
Donor‑Reserve | ≥ 60 FU/cm² im Okziput, gute Dicke u. Locke | Die grafische Reserve muss für heutige u. zukünftige Korrekturen reichen. |
Erwartungen | Realistische Vorstellung von Dichte, Haarlinie, Zeit | Resultate erscheinen nach 12‑18 Mon.; Perfektion ist nicht möglich. ReHair Istanbul |
Wann keine Transplantation?
- Diffuse Alopezie (z. B. Telogenes Effluvium, aktiven Alopecia areata) – hohe Ausfallswahrscheinlichkeit auch der verpflanzten Haare.
- Unzureichende Donordichte (nach FUE‑Überentnahme, Vernarbung, radiation).
- Schwere systemische Erkrankungen (unkontrollierter Diabetes, Herzerkrankungen) oder Medikamente (z. B. Chemotherapie), die Wundheilung stören.
- Psychiatrische Diagnosen wie körperdysmorphe Störung; hier steht Psychotherapie an erster Stelle.
Alternative & ergänzende Behandlungen
Verfahren | Rolle |
---|---|
Medikamentös: Finasterid (1 mg/Tag), oral/topisch Minoxidil | Basis; oft lebenslang erforderlich, auch nach OP. Allure |
PRP (Plasma‑Rich‑Platelet) | Dichteverbesserung um ~15 %; Bridge bis Transplantation. |
Exosomen‑Therapie / Stammzell‑derivate | 2024/25 als minimal‑invasiver Ansatz, kann frühe Stadien stabilisieren oder postoperative Regeneration fördern. |
Low‑Level‑Laser‑Therapie | unterstützt Wachstumsphase (Anagen), besonders bei Diffuslichtung. |
Richtiger Zeitpunkt – Entscheidungsmatrix
- Diagnose sichern → Trichoskopie + Blutbild (Schilddrüse, Ferritin, Hormone).
- Medizinische Therapie ≥ 6–12 Monate → dokumentierte Fotos, TrichoScan.
- Haarausfall stabil?
- Ja → Graft‑Planung durch ISHRS‑zertifizierten Chirurgen.
- Nein → Therapie optimieren, ggf. Exosomen oder PRP; in 6 Monaten reevaluieren.
- Donor‑Check (Dichte, Laxität, Textur).
- Langfristige Strategie (erwarteter Norwood‑Progress, Reserve für Vertex).
Wahl der Technik
- FUE (Follicular Unit Excision) – narbenarm, ideal für Militärrasur‑Träger; aktuell auch robotisch (Artas®, NeoGraft 2.0). Ziering Medical
- FUT (Strip) – höhere Ausbeute bei schmalem Donor, sinnvoll für sehr hohe Graft‑Zahlen (>4000 FU).
- Kombi‑Ansätze bei ausgedehnten Arealen.
Qualität & Sicherheit
- Operation ausschließlich bei fachärztlich (Dermatologie/Plastische Chirurgie) ausgebildeten und ISHRS‑mitgliedschaft belegten Operateuren.
- Fragen Sie nach: Anzahl OP‑Tage/Jahr, Graft‑Survival‑Rate, Anteile selbst durchgeführter Schritte, Notfallmanagement.
- Schriftliche Aufklärung über Risiken (Nekrose, Schock‑Loss, Nervendysästhesie).
Fazit
Sinnvoll ist eine Haartransplantation, wenn
- Die Ursache klar (meist AGA) und medizinisch austherapiert/stabilisiert ist,
- Genügend Donorhaar vorhanden ist,
- Das Alter & die langfristige Planung realistische Reserve berücksichtigen,
- Erwartungen an Dichte und Haarlinie realistisch sind, und
- Ein qualifiziertes Team nach anerkannten Leitlinien (ISHRS, FUE‑AC) operiert.
Sind eine oder mehrere Bedingungen nicht erfüllt, sollte zunächst eine konservative oder regenerative Therapie gewählt werden. So lässt sich nicht nur ein besseres ästhetisches Gesamtergebnis erzielen, sondern auch das Risiko von Mehrfach‑Revisionen minimieren.
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